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ARTIST PROFILE: PATRICIA TREIB

Die Abstraktheit Patricia Treibs Bilder bietet Kontextualisierung für eine Zeitungsausgabe die nach der Sprache des nicht einfach Kommunizierbaren sucht. Arrangements von Elementen und deren Hervorrufen ästhetischer Empfindungen stehen hier für eine universelle Sprache, wie die der Musik. Patricia Treibs Werke haben ihr eigenes Vokabular dafür. Anstatt mit begrifflicher Erfassung, systematischer Darstellung der Zusammenhänge und deren Deutung, sind sie, wie Musik ohne Text, abstrakt, aber formell fassbar – in Gesten, Kalligraphien oder Ideogrammen.

Die Arbeiten der Künstlerin, die 1979 in Michigan geboren wurde und mittlerweile in New York lebt, haben einen Rhythmus als Bewegungsrichtung. Gekennzeichnet durch Betonung, Anordnung und Formenmenge, ist er ihren gemalten Kompositionen immanent. 

Glint III, 2019 hat schon im Titel eine serielle Note, die sich durch Treibs Oeuvre zieht. Alles dreht sich um Motive und Wiederholungen. Wie eine kleine Fahne weht im Bild ein Zeichen dieser Sprache. Treibs Werke sind um die Verschiebung von Perspektiven bemüht. Abwesenheit wird präsent gemacht, sinnliche Teile kommen in der Vorstellung zusammen, aber lassen Klarheit in Abstraktion zu. In diesem eigenen Alphabet stimmig, gibt die Künstlerin eine Art von Grammatik vor. Wenn man sich auf die Lesart einlässt, wird sie durch den wiederkehrenden Wechsel von Elementen und Motiven erkennbar. Anstatt zu manipulieren, fordern die Stücke dazu heraus ihren Bewegungen zu folgen. Glint III lässt offen, ob wir Noten oder Buchstaben fantasieren dürfen, oder hier ganz neue Instrumente selbst tanzen. Cappella IV, 2019 lässt völlig in seine Teile abtauchen, wohingegen Limbs, 2019, sofort Körperliches schildert und auch Blue Proximity Variation, 2017, Verbindung zu einem kubistischen Gesicht und einer politischen Frisur schafft. Wie weit die Gesten schweben, ist der Kognition überlassen.

Gesättigt und gleichzeitig durchlässig erscheinend, verwendet Treib leicht verdünnte Farben für die Variationen, die sie meist in nur einem Tag malt, aber häufig monatelang vorbereitet. Wenn man linear vorgeht, kann man ihre umfangreichen Referenzen sehen. Sie reichen von Konturen einer Kamera, eines Gesims, eines Bandes, zum Ärmel-Umriss eines Freskos von Piero della Francesca. Aber die Inspiration endet nicht dort. Treib verwandelt Formen in Charaktere. Diese konkurrieren spannenderweise nicht miteinander, sondern finden gemeinsam Platz in den Bildern. Trotz Überlappungen wird nie etwas überschrieben; die Teile passen sich aneinander an, bauen Kommunikation auf. Durch sie zu sehen bedeutet auch Architektieren neu zu verstehen. So findet man durch die Demontage des Deutlichen zu Treibs eigentlichen Thema: dem Prozess des Sehens, durch den sie neue Beziehungen entdeckt.

Die Rezeption als Ebene der Kunstwerke selbst, dient den widerhallenden Phrasen in den Arbeiten als neue Fläche der Vibration. Blicke aus verschiedenen Richtungen werden mitgedacht – Was denken die Betrachter*innen, was die Künstlerin, und was, wenn man fragen darf, das Bild selbst? Aussagen, die vorgefertigt auftreten, sind von Treib bewusst und sorgfältig bearbeitet worden, mit dem Wissen, dass jeder Pinselstrich auch eine Entscheidung ist Wahrnehmung zu lenken. In ihren Bildern übersieht man nicht leicht, was man nicht sehen kann. 

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Banner: Patricia Treib, Blue Proximity Variation, 2017, oil on paper, 22 x 16 cm
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This Contribution was released with the support of Rudolf Augstein Stiftung, Bundesverband Soziokultur, Neustarthilfe, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

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